Typisch männlich- typisch weiblich

von | 11.08.2024 | Tiefblick

männlich/ weiblich – unangebrachtes Schubladendenken

Seit geraumer Zeit schiebe ich diesen Blogbeitrag vor mir her – zu viele harte Diskussionen online und offline über dieses Thema habe ich im Ohr und im Auge. Das Thema ist emotional aufgeladen, gesellschaftlich hart diskutiert, unterschiedlich besetzt. Oft ist die Auseinandersetzung keine „fachliche Diskussion“, sondern ein „emotionaler Diskurs“, der sehr viel mit Lebensanschauung und -philosophie hat.

Auch ich habe meine sehr eigene Meinung zu dem Thema, um die es im folgenden Artikel nicht geht. Ein Disclaimer also vorab: Der folgende Artikel möchte sich fachlich mit dem Thema männliche und weibliche Gesichtsmerkmale beschäftigen und die Hintergründe davon beleuchten. Sollte ich dabei einzelne Personen verletzen oder entrüsten, ist dies nicht mein Ansinnen und ich entschuldige mich vorab dafür! Ich vertrete offen und überzeugt die Meinung, dass in dieser Welt – und ganz besonders in europäischen Gefilden auch die Basis dafür besteht – jeder alles sein darf und als einzige Aufgabe hat, seinen ganz eigenen Energien und Talenten zu folgen. Die Frage aus gesichtleserischer Perspektive ist, ob es geschlechterspezifische Merkmale gibt oder nicht.

Weibliche und männliche Tendenzen im Gesicht

Gemeinhin erkennbar ist, dass Männer tendenziell die markanteren Gesichtszüge haben, die sich oft durch eine starke Unterstirn, kantige und breite Kinnformen, tiefer liegende Augen und größere Nasen auszeichnen. Frauen hingegen haben vergleichsweise eher größere Augen und eine Oberstirnbetonung. Im Durchschnitt haben Frauen kleinere Gesichter (also weniger Gesichtsfläche), die eher Rundungen bei Augen, Mund und Wangen aufweisen.

Tatsächlich existieren einige Merkmale, die nur bei einem der beiden Geschlechter vorkommen beziehungsweise viel häufiger zu finden sind. Hierzu gehören:

Ein Bart ist im „Normalfall“ nur bei Männern zu finden. Der recht seltene „Frauenbart“ ist auf einen Mangel an weiblichen Hormonen und dadurch einen relativen (!) Testosteronüberschuss zurückzuführen. Aufgrund der „männlichen Bartgeschichte“ ist der „Flaum im Gesicht“ – also weiche, fast unsichtbare Härchen meist im Wangenbereich – fast ausschließlich bei Frauen (oder eben im vorpubertären Alter bei Jungs) zu erkennen.

Eine natürlich entstehende Glatze finden wir sehr viel häufiger bei Männern (auch das ist auf den unterschiedlichen Hormonhaushalt bei Frauen und Männern zurückzuführen). Die Witwenspitze wiederum ist sehr viel öfter bei Frauen erkennbar als bei Männern.

Eine Falte, die – angeblich – ausschließlich bei Frauen zu finden ist, ist die Querfalte zwischen Nase und Mund. Seit Jahren versuche ich das Gegenteil zu beweisen – bisher noch ohne Erfolg.

Yin & Yang – eine Brücke zwischen männlich und weiblich?

Wie so oft entdecke ich ganz wunderbare Brücken bei den weisen Chinesen. Sie sprechen von Yin und Yang und machen aus dem „oder“ auch hier ein „und“. Yin und Yang sind zwei Pole, die wir beide brauchen, um Gleichgewicht herzustellen.

In vielen Büchern wird das Yin der Weiblichkeit und das Yang der Männlichkeit zugeordnet. Sehen wir von dieser geschlechterspezifischen Unterscheidung ab, finden wir im Yin das Fühlen, das Weiche, und das Empfangen. Auf dieser Seite stehen auch Kreativität, Lebenslust, Offenheit und Ausdruckskraft. Das Yang ist auf der Seite des Denkens, der Aktivität, und auch des Harten. Ehrgeiz, Direktheit und Selbstvertrauen werden diesem Pol zugeordnet. Wir alle brauchen beide Seiten in uns – und es geht nie um ein „entweder oder“, sondern immer um das „und“ und die Relationen zueinander. Das bekannte Yin-Yang-Zeichen macht deutlich, dass es immer ein Teil des einen im anderen gibt und dass erst gemeinsam ein Rundes daraus entsteht.

Männliche und weibliche Anteile im Gesicht 

Übertragen wir das Yin-Yang-Konzept in das diesem Beitrag gewidmete Thema, erlaube ich es mir von weiblichen und männlichen Aspekten im Gesicht zu sprechen. Wir tragen alle sowohl männliche als auch weibliche „Elemente“ in unserem Gesicht und wir leben in einer Welt, in der jedem zusteht, frei zu entscheiden, männliche und weibliche Energien für sich richtig anfühlend zu leben.

Zu den weiblichen Aspekten – und auch oft bei Frauen als attraktiv wahrgenommen – gehören große runde Augen, ein weiter Augenabstand, ein ausgeprägter Amorbogen und hohe und nach vorne stehende Wangenknochen. Auch die Schönheitschirurgie-Branche verdient nicht unerhebliches Geld mit dem Auffüllen der Lippen – so dass sich das Erscheinungsbild „volle Lippen“ zeigt. Frauen lassen sich tendenziell die Nasen eher verkleinern als vergrößern, da sie dies als ästhetischer und weicher empfinden.

Männliche Aspekte sind eher kantig und groß. Sei es ein prägnantes Kinn oder eine konturierte Jaw-Line – weiterhin die bereits erwähnte Augenbrauenkante.

Häufigkeit von geschlechts-unspezifischen Mermalen

Wir können im europäischen Raum deutlich erkennen, dass es Merkmale gibt, die eigentlich nichts mit einer nachvollziehbaren Geschlechterzuordnung zu tun haben, dennoch aber häufiger bei einem Geschlecht anzutreffen sind. Ich denke da allen voran an das Jade-Gesicht – das mir bis zum heutigen Tag auf europäischem Boden noch nicht in männlicher Form begegnet ist (Eine einzige Ausnahme bestätigt hier „die Regel“.) oder auch an das Königs-Gesicht, was zwar durchaus auch bei Frauen vorkommt, in meiner Beobachtung aber dennoch häufiger bei Männern anzutreffen ist. Wir können weitermachen bei starken Augenbrauen, sehr großen Nasen oder auch bestimmten Falten wie zum Beispiel der hängenden Nadel, die vermutlich auch ein wenig öfter bei Männern als bei Frauen anzutreffen sind. Hier gibt es aus gesichtleserischer Perspektive keinen wirklichen Anhaltspunkt für eine geschlechtliche Differenzierung und die Frage liegt nahe: Wie sehr beeinflussen hier Schönheitsbilder, Prägungen sowie bewusste und unbewusste Erwartungen an unser Verhalten unser Aussehen?

Zeichen des Kampfes und Tanzes zwischen männlichen und weiblichen Energien

Folgen wir der chinesischen Gesichtlese-Lehre gibt es zwei Merkmale, die sich explizit mit den Wechselwirkungen von männlichen und weiblichen Energien in einer Person beschäftigen. Das ist einerseits das Muttermal am Kehlkopf – was dem Gesichtleser verrät, dass ein Mensch sehr gut zwischen beiden Energien springen kann und das sowohl gewinnend als auch verlierend leben kann. Anderseits wird auch die Lücke zwischen den Vorderzähnen bei dem Thema genannt – die „eine Kluft“ zwischen den eigenen männlichen und weiblichen Energien vermuten lässt, so dass hier eine Gefahr von Dysbalancen lauert.

Am Ende kann uns das Gesichtlesen wie immer dabei helfen, einen tiefen Zugang zu den Qualitäten und Bedürfnissen unseres Gegenübers zu erhalten und ihm auf diese Weise Brücken zu sich selbst zu bauen. In diesem Sinne kann uns die Balance oder Dysbalance von Yin- und Yang-Anteilen ein weiteres Puzzleteil liefern auf dem Weg zum großen Seelenbild.