Seit Oktober 2021 lese ich beruflich und privat Gesichter. Doch bis dato habe ich noch nie einen Vortrag über das Gesichtlesen gehalten. Einer Einladung dazu folgend, über die ich mich sehr gefreut habe, war es im Juni dann soweit. Eine Akademie, die sich darauf spezialisiert hat, Frauen Verkaufsstrategien zu vermitteln, war interessiert an einem Vortrag über das Gesichtlesen. Ich hatte sofort zugesagt, da ich eine der Chefinnen in einem Workshop bereits kennengelernt hatte und sie sehr sympathisch fand. Ein weiterer wichtiger Grund war mir aber auch, Erfahrungen zu sammeln bei der Vermittlung des Gesichtlesens mit Menschen, die damit noch nicht in Berührung gekommen waren. Die Frage, wie ich meine Kunden im Verkaufsgespräch durch eine gewisse Kenntnis des Gesichtlesens besser abholen kann, sollte den Rahmen für meinen Vortrag bilden.
Schwarmwissen im Gepäck
Das Thema Verkauf war auch für mich aus gesichtleserischer Sicht neu. In meine Vorbereitungen flossen dankenswerterweise zahlreiche Erfahrungen der Gesichtlese-Community (HIER gehts zur Community) mit ein und natürlich die jahrelange Expertise von Anne Fierhauser. Mit wertvollen Tipps im Gepäck, wie ich mittels Gesichtlesen in einem Verkaufsgespräch meinen potentiellen Kunden besser verstehen kann, begann ich meine Vorbereitungen. Neben der Geschichte des Gesichtlesens in der Einführung, erwähnte ich den Ehrenkodex. Dieser beinhaltet unter anderem, dass wir nur stärkeorientiert lesen, ein Blick in die Tiefe eines Gesichts aber der Aufforderung des Gelesenen bedarf. Ein praktischer Teil war mir für die reine Online-Veranstaltung sehr wichtig, denn die Zuhörerinnen sollten an einem herrlich sonnigen Sonntagabend trotzdem interessiert an ihre Bildschirme gefesselt werden. Und wie ginge dies besser als durch eigenes Erleben in einer Übung, in der wir alle auf unser angeborenes und intuitives gesichtleserisches Wissen zugreifen? Das Experiment glückte und resultierte in freudigen Gesichtern der Teilnehmerinnen. Desweiteren wollte ich anhand dreier Merkmale zudem mein Leitthema des Vortrags beleuchten.
Augen, Kinn und Ohren als Wegweiser für das Gespräch
Die Augen liefern uns wertvolle Informationen über unsere Gefühle und Emotionen und werden nicht umsonst als „Tor zur Seele“ betitelt, da sie unser Seelenleben widerspiegeln. Anhand der Größe der Augen können wir beim Gegenüber einschätzen, ob der Mensch Details und Fakten benötigt, er mehr in der Ratio zu Hause ist, eher skeptisch unterwegs und kalkulatorisch auf die Welt schaut (kleine Augen). Dieser Mensch benötigt mit Sicherheit eine andere Wortwahl und andere Informationen im Verkaufsgespräch als jemand mit großen Augen. An diesen erkennen wir wiederum, dass der Mensch recht emotional auf die Welt schaut. Folglich sollte in einem Gespräch wichtig sein, ein gutes Gefühl zu vermitteln und das Gegenüber mit den Worten im Herzen zu berühren.
Am Kinn erkennen wir die Einsatzbereitschaft, Impulsivität und den Kampfgeist eines Menschen. Ein Träger eines vorstehenden Kinns möchte kein „blabla“ hören, er ist sich vermutlicherweise schnell seiner Kaufentscheidung bewusst. Es ist sicherlich ratsam, ihm einen größeren Gesprächsanteil zu geben und auf Unterbrechungen seinerseits vorbereitet zu sein. Der Träger eines zurückliegenden Kinns nimmt sich eher zurück und hört geduldig zu, ohne zu unterbrechen. Er möchte sich selbst schützen. Deshalb ist es ratsam, ihn im Gespräch auf keinen Fall unter Druck zu setzen, denn dann droht eventuell die Gefahr, dass er nicht kauft oder dass er kauft und ein paar Tage später das Produkt zurückgibt.
An den Ohren können wir den Umgang mit Menschen und die Entscheidungsstärke erkennen. Der Träger der hochsitzenden Ohren will Dinge gleich erledigen und Resultate sehen. Ist er sich seiner Wahl sicher, krempelt er die Ärmel hoch und geht dafür los. Was dies für seine Kaufentscheidung bedeutet, liegt auf der Hand. Der Träger der tiefsitzenden Ohren hingegen ist wahrheitssuchend, überlegt lange und handelt mit zeitlichem Versatz, denn alles will gut durchdacht sein. Er beachtet jedes Detail, wägt Dinge ab und wartet auf den richtigen Moment. Seine Entscheidungen trifft er wohlüberlegt.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Tatsache, dass dies natürlich nur wenige Merkmale sind, die in Gänze niemals einen Menschen ausmachen. Für eine Gewissheit bedarf es weiterer Bestätigung im Gesicht und das Lesen in Tiefe, für das wir im Verkaufsgespräch vermutlich keinen Auftrag haben. Dennoch helfen mir diese wenigen Merkmale für eine erste Einschätzung meines Gegenübers, anhand derer ich meine Worte und Verkaufsstrategie wählen kann.
Tränenreich
Um den Teilnehmerinnen der Veranstaltung noch einen weiteren Einblick in das Gesichtlesen zu bieten, hatten mir beide Chefinnen der Akademie vorab das Einverständnis gegeben, Ihnen ein kurzes Speedreading zu geben. Neben der Tatsache, dass sie tief berührt von meinen Worten waren – beiden liefen die Tränen über die Wangen, während ich darüber sprach, was ihre Gesichter auf den ersten Blick verraten – machte mich besonders glücklich, dass beide wie gemacht für ihren Beruf scheinen, zeigten Sie doch spannende Gemeinsamkeiten, aber auch unterschiedliche Merkmale, die sich wunderbar ergänzen. Ich bin überzeugt davon, dass ihre Kundinnen bei ihnen in den besten Händen sind. So haben sie für sich einen fantastischen Weg gefunden, ihre Talente zu leben. Beide hatten ein Ohr der Pionierin und wählten sicherlich mit ihrer Akademie einen besonderen Weg, das Verkaufen in seinen unterschiedlichsten Facetten zu beleuchten. Ihr Wissen teilen sie von Herzen (Glaubensbekenntnis des Gebenden), unterstützen und fördern Andere in ihrem Wachstum (große Ohrläppchen), haben ein besonderes Gespür für ihr Gegenüber (Falten des intuitiven Hörens) und sind mit Leidenschaft und Begeisterung dabei (dicke Augenbrauen). Was braucht es mehr, um ihre Visionen (Tagträumerauge) in die Wirklichkeit zu bringen?
Um eine berührende und schöne Erfahrung in Verbindung mit meinem ersten Vortrag zum Gesichtlesen, schloss ich das Fenster in Zoom.
Es war mit Sicherheit nicht mein letzter Vortrag.