Kennst du das Gefühl, wenn du in einer Situation gefangen bist, in der du eigentlich etwas sagen möchtest, aber stattdessen schweigst? Mir ist das immer und immer wieder passiert, besonders im beruflichen Umfeld. Eine klassische Situation: ein Gespräch mit meinem Chef. Mal wieder bekam ich eine Sonderaufgabe zugewiesen, während ich im Stillen dachte: „Warum habe ich nichts gesagt? Und wieso sieht er nicht, dass ich schon genug auf dem Tisch habe?“ Ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich nicht klar gemacht hatte, dass mein Überstundenkonto genau so voll wie meine To-Do-Liste war. Wie so oft blieb ich stumm.
Es war nicht das erste Mal, dass mich meine eigene Schüchternheit ausbremste. Schon als Kind und Jugendliche kämpfte ich gegen diese innere Barriere. Dabei habe ich doch bei der Jugendweihe mit 14 Jahren im vollbesetzten Saal die Rede gehalten! Ich weiß noch, wie stolz ich damals war. Auch wenn die Rede kürzer ausfiel, als sie es hätte sein können. Mir war immer wichtig, nicht nur irgendetwas zu sagen, sondern wirklich Tiefgang in meine Worte zu legen. Oberflächliches Blabla war noch nie mein Ding. Und daher habe ich lieber geschwiegen und meine Rolle als „die Schüchterne“ weiter gepflegt.
Doch in meinem Inneren regte sich der Wunsch, mich selbst besser zu verstehen und auch mit anderen auf einer tieferen Ebene zu kommunizieren. Der Startschuss zu meiner Reise fiel bei einem besonderen Seminar: „Talente und Potenziale im Gesicht erkennen“. Hier entdeckte ich das Gesichtlesen – und es veränderte meine Welt.
Gesichtlesen zeigte mir, dass wir im Gesicht eines Menschen mehr lesen können als nur das, was uns Worte verraten. Ich begann zu verstehen, wie wir anhand von Gesichtszügen Emotionen, Stärken und Potenziale erkennen können. Und gleichzeitig wurde mir klar, dass ich auch mein eigenes Gesicht besser kennenlernte – es sprach zu mir und das veränderte mich.
Seitdem hat sich viel getan. Plötzlich macht es mir Spaß, mit Kunden in 1:1-Gesprächen zu arbeiten, die Sprache ihrer Gesichter zu übersetzen und ihre Stärken zu erkennen. Ich gebe begeistert Speedreading-Nachmittage, halte Vorträge – freiwillig und sogar vor fremdem Publikum! Und ich mache mich sichtbar, zum Beispiel in einer Online-Community, in der meine Kommunikationsfähigkeit im Austausch mit anderen gefragt ist.
Gesichtlesen hat mir nicht nur geholfen, andere Menschen besser zu verstehen, sondern auch mich selbst. Mein Mund, der früher oft geschlossen blieb, ist seitdem – im wahrsten Sinne des Wortes – größer geworden. Heute weiß ich, wann ich etwas zu sagen habe, und ich sage es auch.
Dieser Weg hat mich aus meiner Sprachlosigkeit geführt und mir die Kraft gegeben, das zu tun, was mir wirklich wichtig ist: ehrlich, tiefgründig und authentisch mit anderen zu kommunizieren.