Grundsätze des Facereadings

von | 09.10.2020 | Tiefblick

Verantwortung beim Facereading und ein Ehrenkodex

„Wissen ist Macht und Macht ist Verantwortung“.

Diesen Satz sage ich sehr oft und ich beziehe ihn auf jedwedes Wissen. Aber gerade beim Thema Facereading werde ich immer wieder gefragt, ob ich Menschen damit nicht manipuliere oder mit den getätigten Aussagen auf irgendeine Art und Weise negativ beeinflusse. Die Frage ist nicht unberechtigt und ja wer ganz ehrlich ist, weiß, dass Menschen, die positiv inspirieren auch negativ manipulieren können. Es ist eine Frage der inneren Haltung, der Zielsetzung, der eigenen Moral. Ich habe meinem gesichtleserischen Tun einen Ehrenkodex zu Grunde gelegt, der auch in meinen Seminaren und Workshops gelehrt wird. Aber am Ende des Tages ist es mit dem Wissen wie mit den Talenten: Du kannst alles gewinnend und verlierend leben! Die Richtung kannst du jeden Tag aufs Neue entscheiden und es liegt vollständig in Deiner Verantwortung. Ich hoffe sehr, dass ich bei jedem einzelnen Teilnehmer die richtigen Spuren hinterlasse.

Drei Grundsätze im Facereading

Neben dieser moralischen Grundlage gibt es drei themenzentrierte Grundlagen, die während eines Facereadings niemals vergessen werden sollten. Die erste ist die in diesem Blog bereits behandelte Links-Rechts-Regelung (hier geht’s zum Artikel). „Auge und Mund haben das letzte Wort“ – der zweite Punkt. Das erklärt sich eigentlich von selbst:  In den Augen und an dem Mund erkennen wir, wie es einem Menschen situativ geht. Wir finden Hinweise auf verlierendes und gewinnendes Leben und diese beiden Gesichtsbereiche sind am schnellsten veränderlich – es sind die sogenannten Flüsse des Gesichtes. Auf die Hintergründe davon werde ich zu einem späteren Zeitpunkt einen Beitrag schreiben.

Du liest was Du siehst

Heute soll es um den Grundsatz „Du liest was Du siehst“ gehen. Dieser Satz spielt auf eine kleine Falle an, in die oft am am Anfang ihrer Facereader-Karriere reingetappt wird. Was ist damit gemeint? Beinhaltet sind hier vier Punkte:

  • Wir lesen und übersetzen nur das, was im Gesicht tatsächlich vorhanden ist
  • Die Tatsache, dass sich ein Merkmal nicht im Gesicht zeigt, heißt NICHT, dass unser Gegenüber entsprechende Charakter- & Wesenszüge nicht in sich trägt.
  • Wir lesen KEINE Gegenteile!
  • wir lesen die Gegenwart und maximal die Vergangenheit aber NICHT die Zukunft

Ein Beispiel – Bewerbungsgespräch

Für einen Konzern wird ein Teamleiter gesucht, der viele Dinge parallel händeln kann, ohne dabei den Überblick zu verlieren und zusätzlich die Qualitäten einer Führungspersönlichkeit aufweist. Im Nachgang eines Bewerbungsgespräches dem ich beigesessen habe, sagte mein Klient, dass er den eben interviewten Kandidat wohl nicht nehmen kann. Ich war etwas verwundert und fragte nach den Hintergründen. Mein Kunde berief sich auf eine vorhergehende Analyse eines anderen Bewerbers dem ich aufgrund seiner dicken Augenbrauen diese Qualitäten zugeschrieben habe. Das aktuelle Gegenüber trug keine buschigen und dicken Augenbrauen und würde also nicht geeignet sein. VORSICHT – Falle! Das wäre im Gegenteil gelesen und kann schlichtweg falsch sein.

Ein zweites Beispiel – Partnersuche

Ein weiteres Beispiel:  Eine junge Frau erfährt, dass Grübchenträger Menschen sind, die viel Witz und Charme verbreiten, gerne lachen und damit andere aufheitern. Nach einigen einschlägigen Erfahrungen in der Vergangenheit müsste sie ja nur „den richtige Filter“ setzen und dadurch „Mr. PErfect“ aufgabeln. Neben der Tatsache, dass Menschen – Gott sei Dank -nicht so mechanisch funktionieren, würden durch jenen Filter eine Menge Mr Perfects an uns vorbeilaufen, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Wir wissen, dass Grübchenträger oben genannte Eigenschaften haben. Was wir aber nicht wissen, ob jemand ohne Grübchen nicht vielleicht die gleichen Eigenschaften hat!  Würden wir den Filter nach Grübchen setzen, würden wir lesen was wir NICHT sehen – und das ist falsch angewandtes Gesichtlesen.

Ein letztes Beispiel – Gesundheit

Das Gegenüber hat sogenannte Xantelasmen (diese kleinen „Hautfetzen“ an den Augenlidern). Sie gelten als Hinweis auf eine Fettleber. Wenn ihm nun gesagt werden würde „Du wirst an einer Fettleber sterben“ wäre das nicht nur großer Unfug, sondern in meinen Augen vor allem unverantwortlich. Auf diese Weise werden selbsterfüllende Prophezeiungen in die Welt gebracht und lösungs- und zukunftsorientiertes Verhalten untergraben. Überprüft Eure Gedankenmuster und trainiert Euch ein ermächtigendes und positives Vokabular an. In diesem Fall könnte folgende Aussage eine gute Alternative sein: „Um einen vitalen Lebensabend genießen zu können, setze Dich bewusst mit gesunden Ernährungsweisen auseinander und finde eine passende Herangehensweise für dich.“ So lesen wir nicht in der Zukunft (wie könnten wir das auch?) und laden gleichzeitig zu einer Ernährungsoptimierung ein.

links/rechts Regelung

Augen und Mund haben das letzte Wort

Du liest was Du siehst

Vergesst während Ihr Gesichter lest diese drei Grundsätze nicht.