Innerer Antrieb – ein Seitenblick auf die Gestik
Die Nasenwurzel drücken oder massieren – eine Geste, die wir nicht allzu oft sehen in der Öffentlichkeit – sie wird eher in vertrauten Gefilden genutzt und gibt Hinweis darauf, dass gerade eine „schwierige Entscheidung“ getroffen oder ein innerer Konflikt ausgefochten wird. Keines von beiden begünstigt den momentanen inneren Antrieb.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie die Deutungen von Körpersprache, Mimik und Gestik auch die Erkenntnisse des Gesichtlesens untermauern. Für mich ist es kein Zufall, dass oben genannte Geste etwas mit Entscheidungen, Konzentration und inneren Antrieben zu tun hat. Denn genau diese Themen finden sich für Gesichtleser im Bereich der Nasenwurzel im oberen Drittel der Nase.
Die Nasenwurzel und die Gesichtleser
Im chinesischen Gesichtlesen wird der Bereich der Nasenwurzel auch „Gesundheits- und Kraftregion“ genannt. Die Physiognomik stellt die Faustregel auf „was nach außen profiliert, will in Kontakt treten, was nach innen geht, vermeidet den Kontakt“. Grundsätzlich bin ich vorsichtig mit solchen „Faustregeln“. Ich empfinde das oft als zu schematisch oder „zu wenig differenziert“. Allerdings ergibt die Kombination aus chinesischem und europäischen Gesichtlesen meist großen Sinn und fasst in diesem Fall in ihren Grundschemen ganz wundervoll zusammen: Finden wir oben an der Nasenwurzel zwischen den Augen eine Einbuchtung ist der innerer Antrieb zur eigenen Kraft weniger stark ausgeprägt.
Der innere Antrieb zur Kraft im Detail
Wenn Menschen einen deutlichen Knick in der Nasenwurzel haben, kann das auf ein geringes Selbstwertgefühl hinweisen, was sich in einem eher geringen inneren Antrieb zeigt. Das Feuer fehlt, um den Ehrgeiz zu entfachen. Tatsächlich werden wir wenige Unternehmensgründer und selbstständige Menschen finden, die jene Einbuchtung in ihrem Gesicht aufweisen. Es mangelt an einer intrinsische Motivation Hindernisse selbst zu überwinden und Probleme zu lösen – lieber suchen sie nach jemandem anderen, der die Probleme für sie löst.
Um Fehler zu vermeiden, sind diese Menschen recht zögerlich im Handeln – alles soll reiflich überlegt sein. Bevor die Dinge nicht verinnerlicht wurden, können sie nicht reflektiert werden und somit auch keinesfalls konkrete Entscheidungen getroffen werden. Spontane Entscheidungen können wir also nicht wirklich erwarten – viel besser ist es, wenn wir Bedenkzeit und damit Raum für gründliches Überlegen geben.
Konzentration als Kraftantrieb
Es ist meine persönliche Überzeugung, dass Konzentration auf Dinge auch Motor der Kraft ist. In der Physiognomik wird von der Konzentrationsachse gesprochen, die vom Hinterkopf bis zur Nasenwurzel verläuft. Bei der Einbuchtung der Nasenwurzel können wir also eine „Verkürzung der Konzentrationsachse“ festhalten. Entsprechend bedarf es manchmal viel Mühe und Zeit, um sich wahrhaftig zu konzentrieren – Mehrfachbelastungen sollten dabei vermieden werden.
Jene Konzentrationsschwäche kann auch dazu führen, dass Eindrücke manchmal ungenau aufgenommen und in der Eile ungewollt falsch wiedergegeben werden. Auch hier gilt es Zeit einzuräumen, um Unsicherheit oder Missverständnisse zu vermeiden.
Die Einbuchtung in der Nasenwurzel im Verlauf des Lebens
In manchen Büchern steht geschrieben, dass Babys und Kinder sehr oft jene Einbuchtung in der Nasenwurzel haben. Auch wenn ich das selbst nicht durch Feldstudien validiert habe, erinnert doch oben genannte Verhaltensweise sehr an „kindliches“ Verhalten dem wir im Laufe des Lebens entwachsen sollten.
Auch hier erschließt sich eine gewisse Logik: Die Siang Mien Meister im alten China haben bestimmte Punkte im Gesicht genauen Lebensjahren zugeordnet. Der besprochene Bereich wird dem 40. Lebensjahr zugesprochen. Ein Alter, in dem wir uns endgültig von einer kindlichen Naivität verabschiedet haben sollten, um einerseits unsere Gesundheit zu schützen und andererseits zu vermeiden, dass wir in Beziehungen jeglicher Art „über den Tisch gezogen werden“.
Veränderlichkeit der Nasenwurzel
Wie fast alle Merkmale in unserem Gesicht verändert sich die Nase ein ganzes Leben lang. Es ist also niemand „verbannt“ zur Konzentrationsschwäche und Antriebslosigkeit – und diese Einbuchtung ist auch keine „Allzweck-Entschuldigung“.
Wenn ich solche Merkmale bei meinen Klienten sehe, schaue ich mir allen voran SÄMTLICHE Merkmale im Gesicht an und setze sie ins Verhältnis. Eventuell werden sie ganz von Natur aus schon ausgeglichen mit beispielsweise starken Augenbrauen oder große Ohren. Dann kann ich davon ausgehen, dass genannte Schwächen vielleicht nur in Krisen oder in bestimmten Teilbereichen des Lebens zur Geltung kommen. Möglicherweise wird sie sogar von Leidenschaft und Durchhaltevermögen dominiert. Sollte das nicht der Fall sein, schaue ich mir die individuellen Stärken, Interessen und Motivatoren der Person an, um Brücken zum inneren Antrieb zu bauen und diesen zu stärken. Ich wäre keine leidenschaftliche Gesichtleserin, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass eine Person, die daran wirklich arbeitet, ein paar Jahre später keine Einbuchtung mehr an der Nasenwurzel aufzeigt.